Ein eigenes Kind hat normalerweise immer etwas von dir geerbt. Und dabei meine ich weder Gold noch andere materielle Besitztümer, sondern besonders Eigenschaften und Verhaltensweisen.
Mit den richtig guten Eigenschaften und Verhaltensweisen, zumindest solche die man selbst dafür hält, hat auch so gut wie niemand jemals ein Problem. Aber was ist mit den Dingen, die man an sich selbst schon nicht so wirklich mag?
Beginnt man diese Dinge plötzlich zu mögen, weil das Kind das auch so hat und tut? Oder wie reagiert man als vermeintlich vernünftiger Mensch darauf, mit seinen eigenen Schwächen direkt konfrontiert zu werden? Und das auch noch von einem Menschen, den man unendlich liebt?
Klingt nach einem Konflikt. Ist es irgendwie auch. Zumindest ist es ein Punkt, über den es sich nachzudenken lohnt.
In unserem Fall hat mich jetzt aktuell die grundsätzliche Arbeitseinstellung unseres Kindes zu diesen Gedanken gebracht. Sie lässt sich, wie so viele Menschen, sehr leicht ablenken. Erst recht, wenn sie eine Tätigkeit nicht mit Herzblut macht, sondern es eine mehr als lästige Pflichtaufgabe ist. Pflicht macht eigentlich niemals Spaß. Keinem. Deshalb heißen sie auch nicht Spaßaufgaben.
Aber manche Dinge müssen leider sein. Und so leid mir das persönlich tut und so traurig ich darüber bin, auch diese Dinge muss ich meinem Kind beibringen. Man hat als Elter leider nicht nur spaßige Dinge zu tun und zu erledigen. Manchmal muss man in einen sauren Apfel reinbeißen und/oder die Kröte am Morgen schlucken.
Wenn ich könnte, würde ich natürlich jederzeit alle unangenehmen Dinge von meinem Kind fernhalten. Aber leider kann ich das nicht und außerdem würde mein Kind dann sicherlich zu einem sehr wenig selbständigen Menschen heranwachsen. Das klingt evtl. sehr abgenutzt oder ein bisschen nach Kalenderspruch, aber der Mensch wächst an und mit seinen Aufgaben. Und erst recht an denen, die nicht den größten Spaß bereiten. Scheiß Erfindung!
Auf jeden Fall lässt sich unser Kind allgemein sehr leicht ablenken und vom eigentlichen Ziel abbringen. Auch wenn sie dieses Ziel rein logisch verstanden und akzeptiert hat. Normal, oder?
Das Problem ist dabei nur, dass ich das Kind so wahnsinnig gut verstehen kann. Und außerdem bin ich sicherlich nicht in 100% aller Fälle in dieser Beziehung das perfekte Vorbild. Auch ich lasse einige Dinge entweder schleifen oder lasse mich auch viel zu leicht ablenken. Natürlich weiß und beobachtet sie das auch. Macht es nicht leichter.
Ich habe irgendwie keine Lösung für dieses Dilemma. Ich kann nur immer wieder versuchen, mit meinem Kind Gespräche zu führen und sie auf die Problematik aufmerksam zu machen. Zu sensibilisieren. Ich kann ihr davon erzählen, wie ich mich fühle. Was bei mir klappt oder eben auch nicht. Ich kann versuchen, ihr gute Ratschläge zu geben. Und ich kann zuhören.
Das ist das Gute und gleichzeitig auch das Schlechte daran, wenn Kinder den Eltern ähnlich sind: Man muss sich unter anderem mit sich selbst auseinandersetzen. Ob man will oder nicht. Auch eine doofe Erfindung!
Und genau das erzählt einem niemals irgendjemand, wenn man Kinder bekommen möchte oder gerade bekommt. Man stellt sich andere Dinge vor. Aber sicher nicht die Konfrontation mit den eigenen Schwächen.
Eine “richtige” Lösung haben wir jetzt noch nicht finden können. Aber wir versuchen es gemeinsam und gegenseitig irgendwie hinzubekommen. Vermutlich ist das der einzige Weg, wie es funktionieren kann.
“Hätte ich nur bessere Schwächen!”