Um es auf den Punkt zu bringen: die ganze Suche nach einem Auto steht und fällt mit der Bereitschaft des Verkäufers, die angepriesene Ware ordentlich und wahrheitsgemäß zu beschreiben und auch insbesondere die Mängel nicht zu verschweigen.
Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer.
Die Beschreibungen der Fahrzeuge
Das mit den ordentlichen Beschreibungen wird den Verkäufern durch die Verkaufsplattformen schon größtenteils abgenommen bzw. sehr erleichtert. Bei der Eingabe der korrekten Fahrzeug-Schlüsselnummern werden viele Felder schon vorbelegt und der Anbieter muss dann nur noch die Sonderausstattung bzw. die individuellen Merkmale des Autos auf- und beschreiben.
Der Punkt mit der ordentlichen Beschreibung wird deshalb meistens relativ gut gemeistert und halbwegs gewissenhaft durchgeführt. Manchmal werden zwar vorhandene aber nicht funktionierende Features weggelassen (z.B. eine defekte Sitzheizung), aber das bemerkt man dann spätestens bei der Besichtigung vor Ort.
Meiner Erfahrung nach kann man den vorhandenen Fahrzeug-Beschreibungen größtenteils glauben, auch wenn einige Macken und Probleme gerne mal heruntergespielt werden.
“Auto läuft einwandfrei… macht nur manchmal beim Schalten vom ersten in den zweiten Gang komische Geräusche…”
Mängel am Fahrzeug
Die wirklichen Schwachstellen eines Autos werden dagegen sehr gerne verschwiegen. Schließlich möchte der Verkäufer ja einen möglichst guten und besonders hohen Preis erzielen. Hier solltest Du besonderes Augenmerk auf die Dinge legen, die in der Beschreibung nicht erwähnt werden, wie z. B. Anzahl Vorbesitzer, Vorschäden, was wurde wann einmal repariert oder auch wann die letzte/aktuelle Hauptuntersuchung war.
Bei Modellen mit etwas höherer Laufleistung sind auch die Verschleißteile wie z.B. Bremsen, Zahnriemen (der vom Hersteller vorgesehene Zahnriemenwechsel ist je nach Automarke und Baujahr unterschiedlich), Klimaanlage und Radlager bzw. Domlager von großem Interesse. Meist kann man vorab am Telefon nur grobe Informationen bekommen. Den Rest sollte man vor Ort nochmals am Fahrzeug überprüfen.
Was uns selbst bei drei besichtigten und probegefahrenen Fahrzeugen passiert ist: Die Verkäufer gaben an, dass es keine Mängel gäbe und bei der Probefahrt zeigte die jeweilige Fahrzeug-Elektronik (Boardcomputer), dass die “Abgasanlage defekt“ sei. Als wir die Verkäufer darauf ansprachen, wussten die natürlich niemals etwas davon und das wäre immer gerade erst aufgetreten. ;-)
Natürlich haben wir diese Fahrzeuge nicht gekauft!
Was Dich auch immer mal genauer hinschauen lassen sollte, das sind Vorbesitzer, die nicht im Umkreis des Verkäufers wohnen. Ein Auto, das weit weg vom Ursprungsort verkauft wird, ist nicht selten durch mehrere Händler-Hände gegangen. Und genau das hat meist einen sehr guten Grund.
Wenn man sich bereits einige Wochen mit der Autosuche beschäftigt, dann bekommt man mit der Zeit ein recht gutes Gefühl für Autos und kann oft recht schnell erkennen, ob die Angaben realistisch erscheinen oder ob da irgendwo Ungereimtheiten vorhanden sind.
Fahrzeuge mit niedriger Laufleistung und gleichzeitig sehr günstigem Preis sind auch immer auffällig. Zumindest von und bei einem Händler. Da die Autohändler sehr genau wissen, was sie für ein Auto verlangen können, braucht man in solch einem Fall nicht an ein supergünstiges Schnäppchen glauben. Fast immer steckt etwas dahinter und man findet die Probleme, wenn man etwas nachbohrt.
“Wenn man sich fragt, weshalb ein Auto sooo günstig ist, dann lohnt sich meist ein sehr genaues Hinschauen!”
Die Unehrlichkeit der Verkäufer und Autohändler
Auch wenn Du (so wie wir) grundsätzlich an das Gute im Menschen glaubst, beim Autokauf hört jede Freundschaft auf.
Nicht nur, dass wir niemals (und damit meine ich wirklich niemals) ein Auto von Freunden, Bekannten oder von der Verwandtschaft kaufen würden (gibt immer Stress), auch jeder noch so freundliche Händler und Verkäufer hat nur eines im Sinn: viel Geld
Und weil die Verkäufer oft selbst nicht an die Qualität ihrer eigenen Autos glauben, begegnet man sehr oft solchen Angaben in den Anzeigen:
“Fahrzeug bevorzugt für Händler oder Export”
Dieser kurze Satz bedeutet, dass der Verkäufer keinerlei Garantie oder Gewährleistung übernehmen möchte. Selbstverständlich kann man nach einiger Diskussion meist genau das (also die fehlende Gewährleistung) im Kaufvertrag aufnehmen und bekommt das Auto dann doch zum angegebenen Preis. Wenn man das denn möchte.
Allerdings dann eben zu den Bedingungen wie von einem unbekannten Privatverkäufer ohne festen Wohnsitz. Sobald Dein Geld den Besitzer gewechselt hat, ist das Auto dann Dein “Problem”. Zumindest, falls Probleme auftauchen sollten.
Wie groß diese Wahrscheinlichkeit ist, wenn ein Profi-Händler jegliche Verantwortung ablehnt, solltest Du selbst entscheiden.
Gleiches gilt meiner Meinung nach für die Angabe, dass gegen einen Aufpreis von 300-400 Euro eine Gebrauchtwagen-Garantie bei Versicherung XYZ abgeschlossen werden könne.
“Höre auf Deinen Bauch!”
Du bist zu langsam für die Autobranche
Ein weiteres Problem stellt trotz Smartphones und Internet die Geschwindigkeit der eigenen Reaktion auf ein Angebot dar.
Selbst mit Push-Benachrichtigungen und sonstiger Hilfsmittel musst Du Dir bewusst sein, dass Du als Endkunde meist nicht der erste Anrufer beim Verkäufer bist.
Die Händler (egal welches “Autohaus” oder Landsmann) verkaufen an solche ahnungslosen Nasen wie Dich. Und glaube mir, Du bist nicht alleine bei Deiner Autosuche. Egal wann, egal welches Auto.
Wenn es gut läuft, dann kannst Du bei einem privaten Anbieter Glück haben. Aber verlasse Dich nicht drauf, denn die cleveren Autodealer haben oft extra angefertigte Programme und Bots im Internet laufen, mit denen sie passende Angebote innerhalb weniger Sekunden lange vor Dir gemeldet bekommen und dann den Deal bereits überprüft haben, bevor Du die Anzeige überhaupt zu Gesicht bekommst.
Überprüfe die Angebote oft und reagiere möglichst schnell.
Meine Tipps
Wenn Du Glück hast und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bist, dann kannst Du Dein passendes Familienauto finden.
Glaube aber nicht, dass das automatisch so nebenher per Email-Benachrichtigung und dann am Abend nach Feierabend mal gemütlich anrufen funktioniert.
Du musst im Haifischbecken der Auto-Mafia dranbleiben und Dir Deine Wünsche und Grenzen (besonders die finanziellen) ganz klar festlegen. Wenn Du dann noch Deinen Standpunkt bei einer Besichtigung oder Probefahrt überzeugend darlegst, dann hast Du evtl. eine Chance, nicht völlig veräppelt zu werden.
“Für die Autosuche braucht man Zeit, Geduld und vor allem Glück!”
Hast Du ähnliche Erfahrungen beim Autokauf gemacht?
Wie war es bei Dir/Euch? Bist Du auch schon einmal auf einen Verkäufer reingefallen?
Ich würde mich über Deine Berichte und Erfahrungen in den Kommentare sehr freuen!
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