Eine Woche von der Familie getrennt. Mehr oder weniger unfreiwillig. Was bedeutet das für die Familie und für mich?
Wir überleben das!
Zuerst einmal bedeutet es, dass wir es alle überstehen werden. Eine Woche sind zwar 7 Tage und 7 Nächte. Aber trotzdem klappt das für alle irgendwie. Zumal man heutzutage ja mittels Messenger problemlos in Kontakt bleiben kann. Schnell sind da mal die Kleinigkeiten geklärt: “Diese oder jene Schuhe kaufen, am Samstag ist das Kind auf einem Geburtstag, hast Du Dieses oder Jenes erledigt.” Das ist kein Problem.
Was ich vermisse
Vielleicht gibt es Väter, die froh sind, wenn sie mal aus dem Familienalltag ausbrechen und mal wieder so richtig die Sau rauslassen können. Mag sein. Aber ich bin da anders: ich mag es, wenn mir abends mein Kind vom Tag erzählt. Wenn sie mir anvertraut, wer mit wem “gehen will”. Wenn der oder die Schulkameradin am Schulanfang die Busfahrkarte vergessen hat oder welcher neue Lehrer “voll doof” ist. Ich liebe und brauche genau das.
Ich höre auch gerne der Frau zu, wenn sie mir ihre Sorgen und Gedanken erzählt. Das macht für mich das Leben aus. Mein Leben. Mein ganz persönliches und freiwillig gewähltes Leben.
Brauche ich als Vater eine Auszeit?
Natürlich brauche ich auch mal meine Ruhe. Meine “fünf Minuten” können dann auch gerne mal 30 oder 60 Minuten dauern. Dann höre ich Musik. Oder lese etwas, was mich aktuell gerade brennend interessiert.
Das ist dann persönliche Zeit. Zeit, in der ich Dinge mache, die niemand mit mir tun möchte oder für die ich mir die Zeit nehmen möchte. Zum Beispiel eine Serie schauen oder eine kleine Tour mit dem Fahrrad.
Das hat in meinem Fall aber weniger mit Flüchten und Ausbrechen zu tun, als viel mehr mit persönlichen Vorlieben und mit Interessen… und manchmal auch mit dem Bedürfnis nach Ruhe für den Kopf und für die Seele. Ich bin ein Mensch, der eher Ruhe als Lautstärke und Trubel sucht und braucht. Das hat einige Zeit gedauert, bis ich das von mir wusste und auch im Alltag berücksichtigt habe.
In Maßen, nicht in Massen
Dass ich irgendwo zu einer Party-Location reise und dort dann ohne Rücksicht auf Verluste völlig hemmungslos “die Sau raus lasse”, dieses Gefühl und diesen Wunsch habe und hatte ich noch nie. Ab und an ein Grill- oder Weinfest. Gerne. Sehr gerne sogar. Aber irgendwann ist mein Bedarf daran dann auch wieder gedeckt und es ist wieder für eine Weile gut damit.
Wie meinen?
Nach einer Woche ohne meine Familie und stattdessen 24/7 auf begrenztem Raum aufeinandersitzen, sind meine Batterien inzwischen etwas leerer geworden. Für mich bedeutet so ein Event, dass sich mein Kopf 24/7 anstrengen muss. Kein Hängenlassen, kein Entspannen. Keine persönliche Zeit, aus der ich meine Akkus wieder füllen kann.
Deshalb sitze ich jetzt in der Bahn und tippe diese Gedanken, während ich mich auf die vor mir liegenden 60km mit dem Fahrrad freue.
Es gibt sicherlich viele Menschen in diesem Zug, die sich über die Sperrung der Bahnstrecke zwischen Baden-Baden und Rastatt aufregen. Irgendwie auch verständlich, denn wenn man auf die Bahn angewiesen ist, dann sind 2h Verspätung mit Sicherheit nicht immer leicht zu ertragen und zu planen.
In meinem Fall freue ich mich aber sehr, denn so werde ich quasi dazu gezwungen, in Baden-Baden auf meinen Drahtesel zu steigen und den Rest des Heimweges entspannt mit mir und der Natur zu verbringen.
Frische Luft, Sonne (nach Regen am Morgen), endlich wieder Bewegung und mal so richtig schöne Qualitätszeit. Das habe ich mir nach dieser anstrengenden Woche verdient.
Liebe Rheinebene, ich und mein Fahrrad sind gleich wieder da! :-)